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  • Bertolt, brech! – Time to say goodbye…

    Bertolt, brech! – Time to say goodbye…

    Zu viele Bücher. Zu wenig Platz. Da hilft nur: Aussortieren.

    Meine Bücher wohnen nicht in Regalen, sondern in einem Schrank. Genauer gesagt: in sechs schönen Schrankmodulen, die mir vor Jahrzehnten zugelaufen sind. Wer einmal hier gelandet ist, bleibt. Vielleicht nicht für immer, aber für längere Zeit.

    Zu den Arrivierten kommen die Vagabunden. Sie campieren auf dem Schreibtisch oder neben dem Sofa, stapeln sich auf Schränken und Beistelltischen. Die meisten sind in Bewegung, wollen gelesen, rezensiert, verschenkt werden. Andere warten still auf ihren Einsatz in einem der Projekte, die in meinem Kopf herumspuken. Ich passe auf, dass die Bücherstapel sich nicht unkontrolliert vermehren, aber es ist schwierig und gelingt nicht immer. Wenn ihr Anblick statt Leselust den Drang weckt, wegzulaufen oder aufzuräumen, muss etwas passieren.

    Vorgestern traf mich ein Gedankenblitz, eine vage Idee, wie ich die Bücher anders organisieren könnte. Gestern probierte ich es aus. Eine Auswahl besonderer Bücher, die mir zuverlässig gute Laune und Inspiration schenken, sollten ihren eigenen Platz bekommen. So bezogen einige Comics, Gedichtbände, Bilderbücher ein gemeinsames Fach im Bücherschrank.

    Das war ein guter Anfang für eine Totalveränderung. Ich räumte meinen Leseplatz um, verrückte Schränke, Sessel, Lampen. Jetzt sieht es luftiger aus und bietet neue Perspektiven. Neben meinem „Inspirationsfach“ sammeln sich die aktuellen Lese- und Rezensionsexemplare. Drei Fächer (und nicht mehr) sind reserviert für „Projektbücher“ und ich bin zuversichtlich, dass mir dies hilft, mich zu fokussieren und Ideen umzusetzen oder aufzugeben, um Raum für bessere zu schaffen.

    Das Zimmer ist voll mit Bücherstapeln, weil ich die Schänke nur bewegen kann, wenn sie leer sind. Viele Nomaden haben einen Platz gefunden. Die meisten alteingesessenen Bewohner der Bücherschränke sind im noch im Campingurlaub. Nicht alle werden zurückkehren.

    Zu lange fehlte in den Bücherschränken der Wandel. Seit meinem letzten Umzug sind viele Bücher dazu gekommen und nur wenige gegangen. Jetzt entscheide ich für jeden Titel neu: behalten, verschenken, entsorgen?

    Leichten Mutes und ohne Reue nehme ich Abschied von den meisten Schullektüren und ungeliebten Titeln aus dem Studium. Bye bye, Brecht und Böll. Ich werde euch nicht vermissen. Adios, zerfetzter, bekritzelter Shakespeare. Du hast eine schönere Ausgabe verdient – und ich eine zweisprachige.

  • Überraschung: Lesevergnügen in Pink

    Überraschung: Lesevergnügen in Pink

    Ein guter Griff: Bea Fitzgerald – Girl. Goddess. Queen.

    Seit ich in der Buchhandlung arbeite, lese ich pro Halbjahr mindestens einen aktuellen Krimi, einen leichten/seichten Unterhaltungsroman, einen historischen Roman oder einen Fantasy-Titel, ein Jugendbuch, ein Kinderbuch. Nicht alles davon lese ich gern. Schlimm sind Krimis, die lustig sein wollen, aber nicht sind. Schlimmer sind verwickelte Liebesdramen auf Nord- oder Ostseeinseln. Am schlimmsten ist Romantasy, mit gebrochenen Helden, die nur duch die Liebe (Unterwerfung?) einer Frau gerettet werden können.

    Auf der Suche nach einem Buch fürs Wochenende sprang mir der leuchtend pinkfarbene Band Girl. Goddess. Queen. von Bea Fitzgerald ins Auge. Eine Chance, gleich drei Punkte meines Pflichtprogramms mit nur einem Buch abzuhaken: Romance (PINK!), Fantasy (GÖTTER!), Jugendbuch (YOUNG ADULT!). Meine Erwartung: schlimmste Romantasy. Was ich bekam: das vergnüglichste Lesewochenende seit langem! Ich habe Girl. Goddess. Queen. verschlungen.

    Bea Fitzgerald greift den Mythos um Persephone auf. In der klassischen Erzählweise entführt Hades die Göttin in die Unterwelt und nimmt sie gegen ihren Willen zur Frau. In diesem Roman ist alles ganz anders. Persephone sucht Schutz bei Hades, denn die Pläne ihres Vaters Zeus und ihrer Mutter Demeter machen ihr Angst. Soll sie mit einem der anderen Olympier verheiratet werden?

    Die Geschichte entwickelt sich rasant, mit vielen überraschenden Wendungen. Persephone, Hades und die anderen Charaktere aus der Unterwelt sind liebevoll gezeichnet, als würde die Autorin den Vorbildern aus der griechischen Sagenwelt erlauben, die beste, glücklichste Version ihrer Selbst zu werden. Hier wird die Hölle zu einem Ort, wo sie aneinander wachsen und lernen, zu ihren Wünschen und Bedürfnissen zu stehen. Es geht um Freundschaft, Vertrauen und ein wenig auch um Liebe. Spicy wird es nicht.

    Die Altersempfehlung des Verlags liegt bei 14 Jahren. Ich würde es ohne Bedenken auch Zwölfjährigen verkaufen, wenn sie gern und viel lesen und eine spannende Geschichte mit einem Hauch Romantik suchen.

    Bea Fitzgerald hat einen weiteren Roman veröffentlicht, der in der griechischen Sagenwelt verortet ist. Princess. Prophet. Saviour. spielt während der Belagerung Trojas. In diesem Krieg, der nur Verlierer kennt, kämpfen Helena und Kassandra darum, die Katastrophe zu verhindern. Dieses Buch ist düsterer, ernster und intensiver als das erste. Hier finde ich die Altersempfehlung ab 14 Jahren etwas gewagt. Der Kampf um Troja ist gewaltsam, die Figuren leben in ständiger Bedrohung, ihre inneren Konflikte berühren Fragen, die sich eher Erwachsene stellen und die Szenen, in denen Figuren sich näher kommen, sind ein wenig spicy.

    Mir gefällt Bea Fitzgeralds zweiter Roman sehr, weil er wieder die Welt der griechischen Götter und Helden auf den Kopf stellt. So unterschiedlich die Bücher im Tonfall und in der Tiefe sind – in beiden stellen sich die Charaktere mutig, klug und kreativ der göttlichen Willkür entgegen. Sie verlassen die Wege, die ihnen in den alten Geschichten vorbestimmt sind und kämpfen um Selbstbestimmung, Liebe und Respekt.

    Ich freue mich auf das dritte Buch der Reihe. Girl. Lover. Legend. handelt von Pandora, die das Unglück in die Welt gebracht haben soll, Die deutsche Übersetzung erscheint Ende Oktober.

  • Das Parlament der Natur – mein Buchtipp in schönerlesen No. 24

    Das Parlament der Natur – mein Buchtipp in schönerlesen No. 24

    Yay! Meine Begeisterung auf 1000 Zeichen zu beschränken, war eine sportliche Herausforderung. Meine Empfehlung findet ihr auf Seite 40 im Kundenmagazin der eBuch-Genossenschaft oder gleich hier:

    Mit seinem farbenprächtigen Umschlagmotiv zieht „Das Parlament der Natur“ die Blicke auf sich: Ein Jaguar auf dem Sprung, zwei Aras auf der Flucht. So lebensecht die Szene wirkt – die Tiere sind tot. Ein Museumspräparat, auf ewig gefangen in einer Momentaufnahme des Kampfes ums Dasein, eines von gut dreißig Millionen Objekten im Bestand des Berliner Museums für Naturkunde.

    Naturforscherin Sarah Darwin, Nachfahrin des Begründers der Evolutionstheorie, und ihr Ehemann Johannes Vogel, Direktor des Museums, lassen uns die riesige Sammlung mit ihren Augen sehen. Hier lagern keine verstaubten Zeugnisse der Vergangenheit, sondern ein Schlüssel zu unserer Zukunft. Die Exponate zeigen das komplexe Gefüge der Natur über sehr lange Zeiträume, die Vielfalt des Lebens ebenso wie den zerstörerischen Einfluss des Menschen.

    Das Buch ist wundervoll bebildert und lässt uns tief in die Gedankenwelt der beiden Wissenschaftler einsteigen – ein Geschenk für alle, die sich von der Natur faszinieren lassen.

    Mehr Infos und eine Leseprobe findet ihr auf der Seite des Verlags. Danke an Propyläen-/Ullstein für das digitale Leseexemplar auf Netgalley.

    Wenn euch lebendige Innenstädte und kulturelle Vielfalt am Herzen liegen: Kauft Bücher nicht an fernen Flüssen, sondern bei eurer Buchhandlung vor Ort. Das geht auch online, zum Beispiel über genialokal, dem gemeinsamen Shop von über 750 unabhängigen Buchhandlungen im deutschen Sprachraum. Oder einfach googeln nach Geschäften in eurer Umgebung. Amen.

  • tausendundeinewoche – Neues im Juli

    Der geheime Plan: Jede, wirklich jede einzelne Woche in meinem Leben etwas ausprobieren oder erleben, was neu für mich ist. Klappt nicht immer so, wie ich es mir vornehme. Wie lief es im Juli?

    KW 29: Very Interesting? Blogger? Ich?

    Ich habe alle Bedenken über den Haufen geworfen, das VIB-Paket von Judith Peters gebucht (erster Nur-Online-Kurs meines Lebens) und wild entschlossen losgeschrieben. Ein Versuch, der mich im Moment weit aus meiner Komfortzone hinausführt.

    KW 30: Wunschkonzert

    Lange ganz oben auf meiner Konzert-Wunschliste. Endlich passten Zeit und Ort und ich konnte sogar eine Karte bekommen. So ganz kann ich es immer noch nicht fassen. 25. Juli 2025, Patti Smith, open air, in Köln, direkt vor dem Dom. Das Konzert hallt nach und ich bin dankbar.

    KW 31: Nix – oder findet sich noch etwas?

    Große Experimente habe ich nicht zu vermelden, nicht einmal ein spannendes neues Gericht probiert. Dann also suchen, wo sich vielleicht doch ein Wagnis in dieser Woche versteckt hat. Ok, eines fällt mir ein: Meinen geheimen Plan hier offen zu zeigen, das ist neu für mich. Bisschen unheimlich, hehe 😉

    Wie geht’s weiter im August?

    Ich habe Pläne, aber die verrate ich nicht. Freibadzeit hat Vorrang.

  • Das Beste an meiner Arbeit in einer Buchhandlung: Mein Job wird niemals langweilig!

    Abwechslung garantiert!

    Jenseits der Fünfzig haben mich meine verschlungenen beruflichen Pfade in eine kleine, unabhängige Buchhandlung im Bergischen Land geführt. Gut so! Was ich an meiner Arbeit am meisten liebe: Jeder Tag bringt etwas Neues, besonders für mich als Quereinsteigerin.

    1. Bücher, Bücher und noch mehr Bücher

    Seit meiner Verwandlung von einer Buchhandlungskundin zur Mitarbeiterin lese ich anders, mehr und vielfältiger. Für Lesestoff ist stets gesorgt, denn viele Verlage versenden Leseexemplare oder stellen ihre Neuerscheinungen bei Netgalley digital zur Verfügung.

    Als Lesen „nur“ ein Hobby war, bewegte ich mich in meiner Komfortzone und setzte auf Bewährtes. Jetzt versuche ich mich an neuen Genres und unbekannten Autor:innen. Dabei entdecke ich immer wieder Titel, die mich begeistern (und die ich hier vorstelle). Mit jedem Buch, ob es mir gefällt oder nicht, erweitert sich mein Überblick über den Buchmarkt und ich entwickle die Buchhändler:innen-Superkraft „Bücher anfangen und schnell entscheiden, sie wieder wegzulegen“.

    2. Gern gesehene Kund:innen

    Unsere Kund:innen sind überwiegend zauberhafte Menschen. Wir sind allerdings auch ein zauberhaftes Team und ich bin sicher, dass dies eine gewisse Anziehung hervorruft. Sie bringen Leben in den Laden. Manchmal auch Schokolade, ihre Sorgen, die allerbesten Buchtipps, ihre Kinder oder Neuigkeiten aus der Nachbarschaft. Die meisten kommen wieder.

    Ihre Wünsche sorgen für Abwechslung. „Wo finde ich den neuen Fitzek?“. Leichtes Spiel. Spannend wird es, wenn mehr gefragt ist als ein simpler Griff ins Regal. „Meine Freundin ist krank und ich möchte ihr ein schönes Buch schenken“. Ohne Einfühlungsvermögen (wie krank?) und Intuition (was ist schön?) wird das nichts. Am meisten liebe ich es, wenn Anfragen detektivischen Spürsinn und Rechercheskills fordern: „Das Cover ist gelb und ich glaube, es ist eine Orange darauf“ oder „Das habe ich irgendwann in den 1980er Jahren gelesen, es spielte in Indien.“ Wenn alle Kolleginnen miträtseln, führen uns oft wenige Informationsbruchstücke zum richtigen Titel.

    3. Bilanz ziehen für den Buchhandlungspreis

    Viele Buchhandlungen treten eher leise, bescheiden und defensiv auf gegenüber der mächtigen Konkurrenz im Netz. Das finde ich nicht angemessen, denn sie fördern Kultur, Bildung und Lebensqualität in einer Weise, die kein Internethändler bieten kann und will. Mit Autor:innenlesungen und anderen Veranstaltungen bereichern sie das kulturelle Leben vor Ort. Gemeinsam mit anderen Einzelhandelsgeschäften sorgen sie für lebendige Innenstädte. In Kooperationen mit Kitas, Schulen und Vereinen fördern sie Sprach- und Lesekompetenz. Zusammen mit Verlagen, Autor:innen, Bibliotheken und anderen Buchhandlungen setzen sie sich für literarische Vielfalt ein.

    Die Bewerbung um den Deutschen Buchhandlungspreis ist jedes Jahr ein guter Anlass, diese Leistungen zu dokumentieren und damit sichtbar zu machen. Für mich eine der spannendsten Aufgaben im Buchhandlungsjahr. Wenn alles zusammengetragen und im Überblick zu sehen war, haben wir bisher jedesmal gestaunt, wie viele Projekte und Aktionen wir quasi nebenbei gestemmt haben, Ganz unabhängig davon, ob eine Buchhandlung ausgezeichnet wird oder nicht – ich finde, der Aufwand lohnt allein schon zur Evaluation und Kursbestimmung.

    Was ich nicht verschweigen will

    Natürlich ist meine Arbeit in der Buchhandlung nicht ständig schön und strahlend. Es gibt Routineaufgaben im Büro, die sich aber im Rahmen halten. Eine Buchhandlung lebt und will ständig aufgeräumt und mit Staubwedeln liebkost werden. Es gibt Branchen, in denen mehr verdient wird und die Arbeitszeiten im Einzelhandel sind nicht nach jedermenschs Geschmack.

    Für mich überwiegen aber ganz klar Spaß, Abwechslung und das gute Gefühl, meine Zeit mit Menschen und Büchern sinnvoll zu verbringen.

  • Anfangen. Einfach anfangen.

    Und dann dranbleiben. Wenn es passt.

    „Con algo hay que empezar“ lautete der erste Satz in meinem ersten Spanisch-Lehrbuch. Mit irgendetwas muss man anfangen. Heute fange ich an, im Internet über Sachen zu schreiben, die mich interessieren. Damit liebäugele ich seit Jahr(zehnt)en, fand aber nie richtig den Anfang. Oder habe schnell wieder aufgehört.

    Jetzt starte ich einen neuen Anlauf, und diesmal nicht allein. Spanisch habe ich mir schließlich auch nicht selbst beigebracht. Meine Reiseleiterin ins neue Abenteuer ist Judith Peters, gebucht habe ich ihr Angebot VIB (Very Interesting Blogger) – niedrigschwellig, auf 52 Wochen angelegt. Es klingt spannend und machbar, genau das richtige für zaudernde Verzettelungskünstlerinnen wie mich. Ich folge Judith schon länger und profitiere von ihren Tipps, z.B. beim Einrichten dieser Website. Sie ermuntert dazu, im digitalen Raum sichtbar zu werden, ohne Perfektionismusstress. Passend dazu ihr Claim: „Blog like nobody’s reading!“. Das gefällt mir.

    Ich freue mich darauf, zu experimentieren, mich auf Schreibimpulse einzulassen und zu schauen, wohin das führt. Vielleicht entwickelt sich eine Seite mit Buchempfehlungen, mit Quiz-Content oder mit Tipps für faule Gemüsegärtner:innen? Auf jeden Fall werde ich in einigen Monaten wissen, ob ein eigener Blog genau mein Ding ist oder nicht.